Danksagung an meine Lederhose!

Seit gestern schüttet es durchgehend. Die Prognosen für heute sind nicht besser. Es hilft nicht. Mein Tagespensum an Kilometern ist wetterunabhängig zu erfüllen. Und so mache ich mich bei strömendem Regen in Annaberg-Lungötz auf. Bei der Ortsausfahrt suche ich mir für eine Viertelstunde bei der Bushaltestelle trockenen Unterstand. So stark ist inzwischen der Regen geworden.

Keine Wetterbesserung. Strömender Regen beim Verlassen von Annaberg-Lungötz- die Bushaltestelle gewährt mir Schutz.

Als der Regen um eine Spur nachlässt, mache ich mich geradewegs nach Abtenau auf. Von den Schönheiten des  „Lammertals“ sehe ich leider nicht viel. Visuell auch keine Spur vom Tennengebirge, keine Spur vom Dachstein, nur die „Lammer“ begleitet mich ein Stück des Weges. Links und rechts springt immer mehr Wasser die wolkenverhangenen Bergmassive herunter.

Unzählige Wasserfälle stürzen zur „Lammer“ herunter.

Die Regenintensität lässt nicht nach. Mit zunehmender Strecke spüre ich nicht nur das Nass in den Schuhen und am unteren Rand der Lederhose, sondern auch die Hände melden sich. Die Nerven der Finger bringen dem Gehirn zur Kenntnis: kalt ist es! Handschuhe habe ich nicht im Gepäck. Mit Sichtschutz durch die regendichte Pelerine stecke ich meine Hände in die Taschen der Lederhose. „Angenehme Wärme“,  melden nun die Finger ans Gehirn.

Stichwort „Lederhose“. Ein geniales Kleidungsstück. Seit Beginn meiner Wanderung vor 15 Tagen in Italien trage ich sie täglich. Welche Hose, welches Kleid, welches Kleidungteil kann man so oft und so lange am Stück tragen? Ohne es zu waschen, zu trocknen, zu bügeln oder sonst irgendwie zu pflegen. Diesbezüglich hat die Lederhose ein „Alleinstellungsmerkmal“ und „klass“ angezogen ist man auch immer damit. In Italien habe ich noch den einen oder anderen verwunderten, aber wohlwollenden Blick geerntet. Im österreichischen Alpenraum gehört die Lederhose zum Alltagsanblick. Nicht nur der einfachen Pflege wegen liebe ich meine Lederhose. Sie ist für den Träger eine Art Klimaanlage. Ist es heiß, so kühlt sie, ist es kalt, so wärmt sie. Meine erste Lederhose hatte ich bereits als Einjähriger. In „Schwarzweiß-Fotos“ ist das festgehalten. Damals konnte mir nicht bewusst sein, dass die Lederhose eine lange Tradition hat. Als Sohn der Schneidermeisterin „Paula“ habe ich inzwischen bekleidungsgeschichtliches Wissen erlangt: Kaiser Franz Joseph, König Maximilian aus Bayern oder der steirische Erzherzog Johann haben sie schon getragen. Als erster Papst hat Pius XI eine Chiemgauer Delegation in der kurzen Lederhose, bayrisch die „Wichs“, empfangen. Erst damit wurde die Lederhose in der Kirche salonfähig. Auffällig an den Lederhosen ist der Hosenlatz, das Hosentürl, der offenkundig auf die Schamkapsel der Männer im Mittelalter zurückgeführt wird. Seinen Ursprung hat die Lederhose aber als Arbeitshose der Bauern. Sie wussten zu schätzen, was auch mir gefällt: bodenständig, trachtig, widerstandsfähig, pflegeleicht, wärmend und kühlend, je nach Bedarf! Liebe Lederhose: „Danke für deine guten und treuen Dienste. Hoffentlich begleitest du mich noch lange. Und mit jedem Tragetag wirst du noch schöner!“

Geniales Kleidungsstück: meine Lederhose ist pflegeleicht, wärmt oder kühlt, je nach Bedarf.

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